Die Beziehung Mensch-Fluginsekten

Schon immer eine zwiespältige Beziehung

Zu wenigen Tieren hat Homo sapiens sapiens, der moderne Mensch, ein so zwiespältiges Verhältnis wie zu Insekten im Allgemeinen, vor allem aber zu Fluginsekten. Der Ausdruck „Pfui Spinne“ sagt viel darüber aus, selbst wenn Spinnentiere nicht zu den Insekten gehören, beide aber Arthropoda, also Gliederfüßer sind und entsprechend gemeinsame Merkmale tragen.

Viele Insekten können stechen, beißen, Krankheiten übertragen, unerträglich brummen/summen, einfach nur fremdartig bedrohlich oder ekelerregend aussehen ebenso können sie mit uns in Konkurrenz stehen, wenn es um Nahrung geht.

Dies führte zu der Klassifizierung der Insekten in Schädlinge, Lästlinge und Nützlinge. Ein Holzwurm, eine Schabe oder ein Silberfisch gehören zu den eher unerwünschten Mitbewohner, während eine Hummel oder ein Marienkäfer uns gute Dienste bei der Bestäubung unserer Kulturpflanzen oder der biologischen Schädlingsbekämpfung leisten.

Unabhängig davon gibt es auch Fluginsekten, wie zum Beispiel Schmetterlinge, die uns mit Schönheit und Grazie in Ihren Bann ziehen.

Insekten als billige Proteinquelle
Nicht vergessen darf man die Rolle der Insekten als billige Proteinquelle.

Der Nahrungsbedarf der Menschheit wird, Schätzungen zufolge, Mitte des jetzigen Jahrhunderts, wenn die Weltbevölkerung die neun Milliarden Grenze überschritten haben wird, um ca. 70 % steigen. Die Proteinquelle die zurzeit erst zögernd in Betracht gezogen wird, aber eine der ältesten in der menschlichen Geschichte ist, wird zunehmend mehr Verwendung finden. Dabei handelt es sich um die Insekten selbst, oder aber um aus Insekten hergestellte Lebensmittel. Grillen gehören im Asiatischen Raum schon jetzt, zu dort etablierten Gerichten. Zum Beispiel als Rempeyek auf der Insel Java, wo sie mit einem Teigmantel umhüllt und frittiert werden oder als Chingrit im thailändischen Raum, wo sie nur frittiert werden. Eine weitere Form ist Grillenmehl, es kann zu Chips, Smoothie Pulver oder Energieriegel verarbeitet werden und befindet sich ebenfalls auf dem Vormarsch.

Wie auch immer, wir haben gelernt uns, nach Möglichkeit, die Insekten zu Nutze zu machen und die, die uns auf irgendeiner Weise stören oder beeinträchtigen, zu bekämpfen.

Von der Fliegenklatsche zur UV-Insektenlampe
Um sich selbst, Nahrungsmittel aber auch Bauwerke vor Insekten zu schützen hat der Mensch im laufe der Zeit zu unterschiedlichen Hilfsmitteln gegriffen. Das Einfachste ist, die noch immer in fast jedem Haushalt auffindbare Fliegenklatsche. Natürlich stößt diese Methode recht schnell an ihre Grenzen. Auch kann nicht jeder Bereich gegen das Eindringen von Insekten komplett abgedichtet werden. Die Installation von Fliegengitter an Türen und Fenstern kann den Zuflug von Fluginsekten reduzieren. Ebenso ist der Einsatz von Insektiziden denkbar. Erst die Entwicklung von UV-Insektenlampen hat einen erheblichen Fortschritt in der Fluginsektenbekämpfung in geschlossenen Räumen gebracht. Vor allem empfindliche Bereiche in der Lebensmittel- oder Pharmaindustrie können davon profitieren.

Schon im Jahr 1911 wurde ein Prototyp eines elektrischen Insektenvernichters vorgestellt. Das erste, in den USA eingetragene Patent stammt aus dem Jahr 1932 von William M. Frost Die ersten Geräte funktionierten mit einer Lichtquelle und einem, unter Spannung stehendem Metallnetz. Das Prinzip ist bis heute weitgehend gleichgeblieben.

Die Lichtquelle
Im UV-Bereich leuchten bestimmte Pflanzenblüten besonders intensiv, dadurch locken sie Insekten an und stellen ihre Bestäubung sicher. Die Insekten haben natürlich auch einen Vorteil, sie können dadurch besonders attraktive Blüten gezielt anfliegen und so mehr Nektar/Pollen einsammeln. Diese Tatsache macht man sich bei den Insektenfallen zu Nutze, um eine Nahrungsquelle für Insekten vorzutäuschen.

Alle Gerätetypen nutzen eine UV-Lichtquelle, um Insekten anzulocken. Die von der UV-Röhre ausgestrahlte Wellenlänge hat maßgeblichen Einfluss auf die Fang-Rate der Insekten. Die Strahlung sollte zwischen 315 und 380 nm liegen, 368 nm sind ideal. Das Ultraviolette Licht der Leuchtstoffröhren wird mit Hilfe einer Phosphorbeschichtung erzeugt. Im Laufe der Betriebszeit wird diese abgebaut und die abgestrahlte Wellenlänge verschiebt sich in einen für Insekten weniger attraktiven Bereich. UV-Röhren sollten deshalb jährlich, möglichst vor der Sommersaison erneuert werden. Um ein größeres Spektrum an Insekten zu erreichen, können Lampen mit Dualwellenlänge eingesetzt werden. Diese geben Licht in den Wellenlängen von 368 nm aber auch 540 nm ab und haben so, eine erhöhte Attraktivität vor allem für Motten.

Gerätetypen
Es gibt Geräte, die mit Hochspannung arbeiten, andere bei denen Klebefolien eingesetzt werden. Erwähnt sollten auch die Geräte mit Ventilatortechnik werden. All diese Typen sind umweltfreundlich, da keine Insektizide eingesetzt werden.

Meist werden Hochspannungsgeräte in weniger empfindlichen Bereichen mit relativ hohem Insektenaufkommen genutzt. In Hochspannungsgeräten ist immer ein Gitter verbaut, in dem die benachbarten Drähte voneinander elektrisch isoliert und an eine Spannung von mehreren tausend Volt angeschlossen sind. Fliegt ein Insekt, durch das UV-Licht angelockt, auf das Gerät zu und berührt zwei nebeneinander liegende Drähte des Gitters, schließt sich der Stromkreis kurzzeitig. Der so entstandene Stromschlag tötet das Insekt. Bei der Berührung der Drähte entsteht ein Knistern und die Insekten zerplatzen. Es besteht also die Möglichkeit das Insektenteile, die nicht in die Auffangschale fallen, im Raum verteilt werden.

Geräte mit Klebefolien wurden für empfindliche Bereiche wie z.B. der Lebensmittelindustrie entwickelt. Das ebenfalls durch UV angelockte Insekt setzt sich auf der Klebefolie ab und wird dort gefangen. Die Klebefolie muss bei Sättigung entsorgt und durch eine neue ersetzt werden. Wichtig ist die Nutzung eines UV stabilen Klebers. Ebenso kann die Attraktivität durch Pheromon getränkte Klebefolien erhöht werden. Vorteile der Geräte mit Klebefolien sind das besonders hygienische Fangen der Insekten, wobei diese nicht zerplatzen, sondern auf der Klebefläche fixiert, bestimmbar und auszählbar bleiben. Außerdem sind die Klebefolien so angebracht das die gefangenen Insekten nicht sichtbar sind. So können die Geräte recht unauffällig installiert werden.

Wirkungsbereich
Jeder Insektenvernichter hat einen angegebenen Wirkungsbereich basierend auf der Strahlungsintensität der UV-Röhren. Um diesen nicht zu verringern ist der Installationsort ausschlaggebend.

Idealerweise sollten Insektenvernichter in ca. 2 Meter Höhe, so installiert werden, dass das UV-Licht aus jedem Bereich des zu beschützenden Raumes von Insekten wahrgenommen werden kann. Zu bevorzugen ist die dunkelste Stelle im Raum, in möglichst großer Entfernung zu anderen Lichtquellen. Bereiche mit Luftströmungen und starken Wärmequellen sollten gemieden werden, da der Anflug der Insekten zur Falle erschwert wird. Aus dem Außenbereich sollten die Geräte möglichst nicht sichtbar sein, um nicht zusätzlich weitere Insekten anzulocken. Um den großen Nutzen, den uns die Insektenvernichter bringen nicht auf Kosten der Insektenfauna zu erzielen, sollten diese nie im Freien betrieben werden. Die Zulassung dieser nicht selektiven Insektenfängern gilt ausschließlich für den Gebrauch in geschlossenen Räumen.

Kontakt:
Auler + Haubrich GmbH
Dagmar Haupt
Diplom Biologin
T6, 35, 68161 Mannheim
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Ausgabe Juli/August 2023 „Der Lebensmittelbrief/ernährung aktuell”